Montag, 28. Februar 2011: Die letzte Woche …

28. Februar 2011

… stand unter dem Motto „Homevisits“ und ich war mit den Kollegen von Shaloom unterwegs, die Aids-Waisen zu Hause zu besuchen. Angefangen bei Bertha, die an Aids erkrankt ist und seit einem Jahr ARV (anti-retro-viral drugs) bekommt. Weiter ging es zu Peter, dessen Vater an Aids erkrankt ist. Sehr traurig war der Besuch bei Austin, der schon länger nicht mehr die Schule besuchte. Seine Eltern sind tot und er wurde von einem alten Inder aufgenommen, der selber sehr arm ist und letztes Jahr einen Unfall hatte und sein Bein amputiert wurde. Trotzdem kümmert er sich, so gut es geht um den Jungen. Auch er wird in das „Stuhl-Programm“ aufgenommen, da ich bei meinem Besuch auf einem offenen Wasserkanister sitzen musste, da er nicht einmal eine Sitzgelegenheit in seiner Hütte hatte.

Gefreut habe ich mit über die Mama von Laurson, mit der ich vor 2 Jahren ein „Bananen-Business“ startete – ich traf sie auf meinem Rückweg auf dem Kirumba-Markt, wo sie fleißig Bananen verkaufte!

Einen sehr herzlichen Empfang erhielt ich bei Digna, die an Aids erkrankt ist, sowie auch die Mama. Sie sprach sehr offen über ihre Krankheit und berichtete von ihrem Mann, der sie 2002 ansteckte und daraufhin starb. 2003 erfuhr sie, dass sie infiziert ist und Digna mit der Krankheit zur Welt kam. Die gläubige Mama sprach auch von ihrer Enttäuschung gegenüber ihrem Mann, da dieser ihr erster und letzter Mann war und sie nun als Andenken an ihn mit der Krankheit zu leben hat! Umso mehr erfreute es mich, dass sie ehrenamtlich in Shaloom als Volunteer arbeitet, um die Kinder und v.a. Frauen mit Aids zu unterstützen.

Ein weiterer trauriger Besuch war bei Mama Modekai, die im Endstadium Aids ist und ich fand sie mit Fieber, Durchfall etc. ziemlich abgemagert in einer sehr dunklen und stickigen Hütte. Ihr Mann ist auch vor einigen Jahren an der Krankheit gestorben und hat sie mit 4 Kindern zurückgelassen, davon sind zwei infiziert. Sie berichtete mir von ihrer größten Sorge – wer wird sich um die Kinder kümmern, wenn sie stirbt? – Ihr verstorbener Mann kam aus Burundi, und sie hat keinerlei Kontakt zu seinem Clan. Zu ihrer eigenen Familie hat sie seit vielen Jahren keinen Kontakt – traurig!

 

Freitag morgen hatte ich in der Language-School mein Examen und mit „gut“ bestanden!

Danach machte ich mich auf den Weg zu Opa Ndaba, dessen zwei Enkelkinder Anna und Lulu über ein paar Jahre unterstützt wurden. Nachdem ich keine Telefonnummer mehr hatte, machte ich mich auf und suchte das Haus, das ich nach zwei Anläufen fand! Wow – schon kam die alte Bibi aus der Türe und es war so ein freudiges Wiedersehen! Sie hat mich umarmt und abgeküßt – wie schön! Schon sass ich im Haus und musste alles erzählen, was im letzten Jahr passiert ist – wir hatten uns lange nicht mehr gesehen! Die Kinder Anna und Lulu stammen von dem erstegeborenen Sohn, der bei einem Unfall in Nairobi starb. Darauf ließ die Mutter die beiden Kinder bei den Großeltern zurück und ging nach Dar es Salaam, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Vor zwei Jahren stand sie plötzlich wieder vor der Türe und hat dem Babu die Kinder weggenommen – ich erinnere mich, wie er mit feuchten Augen vor mir stand und mir diese Mitteilung überbrachte!

Nun erzählte mir die Bibi, dass ihr zweitgeborener Sohn vor 4 Wochen in Dar es Salaam im Krankenhaus an einem Geschwür gestorben ist. Die arme Bibi hat nun ihren zweiten Sohn verloren!Ich musste mir die Beerdigungs-Bilder anschauen – aber immer wieder interessant, wie die Menschen hier auch mit dem Tod umgehen…

Anna und Lulu geht es gut, Anna geht in Mbeya in eine Sekundarschule und Lulu ist in Dar es Salaam bei der Mutter!

Nach zwei Stunden kam dann auch der Babu aus der Stadt zurück und wir aßen dann zusammen leckeres Ugali.

 

Samstag war mein Trip mit den Bugando-Hospital-Doctors! Ein sehr eindrucksvoller Trip. Morgens um 7:30h sollten wir abfahren – ICH stand natürlich am vereinbarten Ort, der Bus mit den Ärzten kam dann schon um 8:15h allerdings mit einer Puncture und alle mussten aussteigen und ein neuer Dalla-Dalla organisiert werden. Aber dann ging es los Richtung Igoma, wo mein Doktor Boniphace ein Dispensary zugewiesen bekam. Als erstes ging es dran, das „Environment“ zu säubern und nachdem ich ja Weiße bin, erhielt ich sogar einen Mop, um die Flure und Zimmer zu reinigen. Gut, je nachdem wie man es eben definiert: im Endeffekt wurde am einen Ende ein Eimer Wasser ausgeleert und ich war nur beschäftigt damit, es mit hochgekrempelter Hose am anderen Ende in den Ausfluss zu schieben! Als nächstes durfte ich meine Fähigkeiten des „Rasenschneidens“ erproben, natürlich mit einer tansanischen Sense – aber zum Glück habe ich ja eine Grasallergie – und es ist sowieso Männerarbeit!

Während die Pharmazeuten ihre „Apotheke“ aufbauten, wurden dann sämtliche einlaufenden Patienten registriert und gewogen und dann zu den Doktoren zugewiesen. Ich sass mit Boniphace im Raum, auch wenn ich wenig medizinische Ahnung habe, war es sehr interessant zu beobachten und dabei zu sein. Doch auch ich bekam „meine“ Patientin: eine alte Bibi, die ins Zimmer kam und meinte, ihr tut „alles“ weh. Bei der Frage, wo es weh tut, fing sie gestikulierend am Kopf an und endete am Zeh. Der Arzt sagte mir gleich, dass sie ein Hypochonder sei und nach einiger Zeit verließ sie sehr geknickt den Raum – nicht mal eine Medizin hat sie bekommen!

Draußen kam sie wieder auf mich zu und klagte, wie krank sie sei und folgte mir auf Schritt und Tritt. Ich scherzte ein wenig mit ihr und sie lachte ganz gut, so alle Patienten uns amüsiert beobachteten. Ich meinte dann, wenn sie so krank ist, dann muss sie wohl wirklich hier bleiben, worauf sie mich gleich an der Hand nahm und sagte, ich solle ihr ein Krankenzimmer zuweisen. Nun hatte ich mein Problem! Gut, so führte ich meine alte Bibi in ein Zimmer, wo sie sich sofort auf das Bett legte und ihr T-Shirt hochriß – ich müsse sie jetzt untersuchen! Oha – und nun? So tastete ich mal „fachmännisch“ ihren Bauch ab und sie meinte dann, sie habe Rückenschmerzen. Wunderbar – so ließ ich sie auf den Rücken drehen und massierte ihre Schulter und den Rücken und meine Bibi war glücklich und schlief ein…  Ich deckte sie mit einem Kanga zu und ließ sie ausruhen, dann meinte sie jedoch, sie sei immer noch ein wenig krank. Hmm – was tut nun weh? Sie meinte, der Bauch sei ganz schlimm und sie habe Hunger! – Ahh – als ich ihr dann 10.000tsh (ca. 5,-€) gab, sprang sie mit einem Satz auf, umarmte mich und jubelte wie ein Kind: Nun sei sie gesund!!! Sie hüpfte aus dem Krankenzimmer und ich wünschte ihr ein wunderschönes Wochenende!!! Wie herzig – an meine Bibi muss ich immer noch mit einem schmunzelnden Auge denken!

 

Nun wünsche ich Euch eine wunderschöne Woche!

 

Gruß Steffie