Sonntag, 13. Februar 2011: Die ganze letzte Woche …

13. Februar 2011

stand unter dem Motto „Schoolvisits“ und es ging Montag morgen schon lustig los. Die erste Schule, in der ich vier Kinder treffen sollte und kein einziges war da! Einer war gar nicht bekannt, ein weiterer in einer anderen Schule, der nächste absent und der letzte schon länger nicht mehr da, weil der Vater krank war.

Also weiter in die nächste Schule. Dort hieß es, Laurson wäre schon nach Hause gegangen, weil in der 1.Klasse der Unterricht kürzer ist. Dabei fiel mir auf, dass ich für Laurson schon seit 3 Jahren bezahle und das mit der 1.Klasse gar nicht stimmen kann. Dann hieß es im Office, er sei in der 4. Klasse, dort suchten wir auch vergeblich und fanden ihn letztendlich in der 5. Klasse! So in etwas zog sich meine gesamte Woche hindurch.

In einer weiteren Schule beklagten sich die Lehrer über die schlechten Leistungen von Bertha, die  gar nicht reagierte, als ich sie ansprach – wie auch? Das Kind ist schwerhörig und natürlich in einer Klasse mit 150 weiteren Kindern komplett überfordert.

 

Dann suchte ich nach einem Moslem-Mädchen namens Jamila, das nun in eine islamische Boarding-School versetzt wurde. Dort hatte ich auch einen herrlichen Auftritt bei dem Herrn Direktor und traf dann Jamila mit gesenktem Haupt und Blick…

Einen ganz goldigen kleinen Peter besuchte ich in der Tumaini-Schule, dessen aids-kranker Vater ihm verboten hat, ins Shaloom-Care-House zu kommen – Grund Stigmatisierung! Er war so traurig und nun stehen hier Gespräche mit dem Vater an…

Schmunzeln musste ich immer wieder über meine Kollegen aus dem Center, die gerade richtig gefordert sind. Meine Mama amüsiert sich darüber sehr und meint, wie wichtig es sei, sie mal „aufzuwecken“, da ich im Grund ja ihren Job verrichte!

Freitag nachmittag rollte mir ein Mann auf der Strasse mit seinem Tricycle entgegen und ich sprach gleich vom Pikipiki und fragte, wo ich dieser Rollstühle herkriege – und prompt – bei ihm! Super, so fuhr ich mit ihm in seinen Hinterhof, da auf meiner Liste noch ein Tricycle für Masele stand. Für tansanische Verhältnisse ging nun wirklich alles sehr schnell und gestern mittag traf ich Masele und wir schauten uns die Vehikel an und er suchte sich ein blaues aus! Während unser Verhandlung gesellte sich dann ein massiv-alkoholisierte Mann zu uns, der einbeinig auf Krücken unterwegs war. Er wich keine Sekunde mehr von mir und selbst, als wir dann in ein kleinen „Straßenkneipe“ am Bahnhof zur Vertragsunterzeichnung gingen, folgte er und sass plötzlich neben mir. Ab da unterhielten wir die gut anderen 30 Personen, die  dort gerade zu Mittag essen. Karlos wollte auch gerne etwas trinken und ich hatte eine witzige Unterredung mit ihm, dass ich ihn gerne auf ein Soda einlade, aber weder Bier noch Gongo oder anderes alkoholisches Gebräu. So hatte ich die Lacher auf meiner Seite und Karlos bestellte sich ein Soda und ich musste im 2-Minuten-Takt „Cheers“ machen, was allerdings nicht klar über seine Lippen kam. Hunger hatte er dann auch noch und freute sich über einen Teller Kochbananen mit Fleisch … – ich denke gerade an unsere wohnungslosen Männer mit Alkoholproblem in Deutschland – das ist natürlich in keinster Weise zu vergleichen!

Aber zurück zu Masele: An seinem Tricycle fehlte noch die Klingel, die das Wichtigste ist und so montierten wir diese noch ab und Masele fuhr überglücklich und stolz mit seinem neuen Dreirad ab!

Nun ist wieder eine Woche zu Ende und ich komme soeben von einem Radio-Interview zurück. Eine Journalistin aus Osnabrück hat hier eine Radio-Station eingerichtet und wollte mich zu meinen Projekten befragen. Dabei lernte ich noch eine Soziologie-Professorin von der Uni Vechta kennen, die hier an der St. Augustin Universität lehrt. Wir hatten einen sehr schönen nachmittag mit hochinteressanten Themen. Das Interview wird dann erscheinen auf:

www.radio-tanzania.de

 

Für heute noch verregnete und kühle, stromlose Grüße aus Mwanza!

 

Steffie