Missionsarbeit der Ebracher Schwestern (2003)

28. April 2009

Die Ebracher Schwestern, bzw. die Schwestern des Erlösers gibt es seit 1866 in Würzburg. Die Gründerin des Ordens war Mutter Alfons Maria Eppinger, die im Jahr 1849 im Elsass die Gemeinschaft aufgrund der Frauen in Not aufgegriffen hat.

Die Schwerpunkte des Ordens lagen vor allem darin, den in Not und Armut geratenen zu helfen. Als sie 1956 von Abt-Bischof Victor Haelg von Ndanda angeschrieben wurden, mit der Bitte, Schwestern nach Tansania zu entsenden, reagierte die damalige Generalleitung spontan und 1957 brach Sr. Ernesta Huth als erste Erlöserschwester Richtung Tansania auf. Bald folgten ihr weitere Schwestern nach Luagala, wo sie in Zusammenarbeit mit den Missionsbenediktinern von Münsterschwarzach eine vielseitige Tätigkeit entwickeln konnten. Sie bauten ein Hospital, ein Entbindungsheim und eine Haushaltungsschule.

Im Jahre 1973 erreichte Sr. Berntraut Schreck die Makondehochebene im Süden Tansanias und übernahm die Leitung des ersten Kindergartens. Sie erinnert sich, dass man am Anfang einen Kindergarten „Shule ya wadudu“ nannte (Kisuaheli: Die Schule des Ungeziefers). Das änderte sich aber sehr schnell, als die Eltern merkten, dass ihre Kinder ganz viele Fähigkeiten haben und selbstbewusst und aufgeschlossen für die Gemeinschaft und das Leben wurden. Nach kurzer Zeit war der Kindergarten der Würzburger Schwester so bekannt geworden und es kamen auch Kinder aus anderen Dörfern und junge Frauen, die lernen wollten, wie man mit den Kindern umgehen soll und was man mit ihnen machen kann. Sr. Berntraut reagierte und kontaktierte in Dar es Salaam einen Montessori-Center, der nach dieser Pädagogik erfolgreich unterrichtete. Des Weiteren absolvierte sie einen Montessori-Kurs in London und unterrichtet heute jedes Jahr 30 Schülerinnen, die eine 2jährige Ausbildung zur Kindergärtnerin machen möchten.

Aufgrund einiger Anfragen starteten die Schwestern im Jahre 1986 ein einheimisches „Klösterlein“ `Maria Morgenstern´ mit sechs Kandidatinnen, die zwei Jahre später ihre Räumlichkeiten beziehen konnten. 1990 wurden die ersten Kandidatinnen in das Postulat aufgenommen und legten 1994 das Gelübde ab. Somit war ein Meilenstein in der Geschichte der Kongregation der Schwestern des Erlösers gelegt. Heute leben 30 tansanische Schwestern zusammen mit 12 Würzburger Schwestern zusammen im Kloster.

Was zählen diese 12 Schwestern in Tansania? Ist die Armut nicht zu groß, und die ganze Arbeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein? – Sr. Irmentraut Michelfeit, zuständig für die Missionsarbeit: „Gegenfrage: Was ist, wenn es dort die Schwestern des Erlösers nicht gäbe? Gewiss gäbe es keine Katastrophe, wenigstens keine große. Aber es gäbe ein Zeichen für das Leben weniger auf dieser Erde.“

Schon einige Jahre länger sind die Missionsbenediktiner aus Münsterschwarzach im Süden Tanzania´s vertreten. Es war im Jahre 1887, als Deutschland für seine neue Kolonie „Deutsch-Ostafrika“ eine katholische Missionsgesellschaft auf deutschem Boden suchte. Die gab es nur in St. Ottilien

(Münsterschwarzach wurde im 8. Jahrhundert gegründet und erlebte eine wechselvolle Geschichte, bis es 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben wurde. 110 Jahre lang schwieg in Münsterschwarzach der Gesang der Mönche, bis 1913 die Missionsbenediktiner von St. Ottilien die Reste der alten Abtei aufkauften, weiterbesiedelten und nach und nach das aus Münsterschwarzach machten, was es heute ist: ein Mittelpunkt benediktinischen Lebens und missionarischen Wirkens.)

und von dort aus wurden die ersten Missionare ausgesandt: ein Pater, neun Brüder und vier Schwestern. Nach ihrer Gelübdeablegung vor Papst Leo XIII. reisten die Missionare von Rom ab und erreichten 1888 Südsansibar im heutigen Tansania. Ihre erste Aufgabe war es, nicht weit vom Indischen Ozean entfernt, die Missionsstation Pugu aufzubauen, das erste offizielle Kloster der Missionsbenediktiner. Aber nur nach einem Jahr wurde die Missionsstation Pugu durch aufständische Sklavenjäger niedergebrannt und drei Missionare starben. Trotzdem gaben sie nicht auf und verbreiteten sich weiter und bauten ein und die andere Station mit Schulen und Kirchen und legten Farmen an. Das Missionswerk wuchs und die Abteien Peramiho und Ndanda waren schnell Mittelpunkt der Verkündigung der Frohen Botschaft, der Bildungs- und Sozialarbeit. Dieser Gedanke entstand von P. Andreas Amrhein OSB (1844-1927). Seine Idee war: „ Sie sollten Mönche und zugleich Missionare sein.“ Das war zu der damaligen Zeit nicht ganz einfach, da das benediktinische Mönchtum aufgrund der Säkularisation völlig zerschlagen war und die Mönche genug mit innerklösterlichen Tätigkeiten wie Schule, Wissenschaft und Pfarrseelsorge zutun hatten. Doch der damalige Theologiestudent Andreas Amrhein erhielt nach längerem Ringen mit seinen Klosteroberen die Erlaubnis, seine Idee zu verwirklichen: ein Missionshaus zu gründen auf der Grundlage der Regel und Tradition des heiligen Benedikt und er fand 1886/87 den richtigen Platz für sein Kloster: St. Ottilien. Allerdings musste er die Gründung tarnen, da es im späten 19. Jahrhundert in Deutschland verboten war, Klöster zu gründen.

Nach dem 1. Weltkrieg mussten einige Missionare das Land verlassen und fanden eine neue Aufgabe in Südafrika beim Aufbau der Diözese Eshowe im Zululand.

1957 wurde von Peramiho aus Hanga als Kloster der afrikanischen Benediktiner gegründet, inzwischen das größte schwarzafrikanische Benediktinerkloster mit Tochtergründungen in Tansania und Sambia.

Etwa zur gleichen Zeit bauten geflohene koreanische Mönche und zurückgekehrte Missionare ein neues Kloster in Waegwan in Südkorea auf. Dort waren die Missionsbenediktiner seit 1909 ansässig. Sie bauten in der Hauptstadt Seoul eine Handwerkerschule und ein Lehrerseminar auf. Allerdings zerschlugen die Kommunisten nach dem 2. Weltkrieg alle Christengemeinden und viele Missionare wurden in Gefangenschaft genommen und mussten dort qualvoll sterben, wenn sie nicht des Landes verwiesen wurden.

In Tansania erlagen im Vergleich dazu viele Missionare den Tropenkrankheiten wie Malaria oder einem anderen Fieber. Gerade in der Anfangszeit war es für die Mönche nicht einfach, damit zurechtzukommen, trotzdem ließen sie sich nicht entmutigen, denn sie kamen im Bewusstsein, gerufen zu sein, anderen Menschen die Liebe Gottes zu bezeugen. Sie wussten sich gerufen, zu Menschen zu gehen und diesen zu helfen, menschenwürdiger zu leben. Neben der Verkündigung der Frohen Botschaft waren sie bemüht um reichhaltigere Ernährung, Hygiene, Krankheits- und Seuchenbekämpfung, um ertragreichere Arbeit auf den Feldern und um Schulbildung und berufliche Bildung.

In Peramiho und Ndanda entstanden nach und nach Handwerkerschulen, in den Hospitälern werden Krankenschwestern und Pfleger ausgebildet. In Peramiho werden junge Bauern weitergebildet und für junge Mädchen gibt es in fast jeder Pfarrei eine Haushaltungsschule. Die Erfahrung, handeln und etwas tun zu müssen, machten die Missionare schnell. Man kann Mission nicht einfach nur mit schönen Worten vom Himmelreich predigen, sondern man muss helfen, damit die Welt nicht noch höllischer wird. Denn für die meisten Menschen in der so genannten „dritten Welt“ ist die Erde schon lange kein Paradies mehr.

Die Erde ist für die einen eine Hütte aus Holz- oder Blechresten, nahe am verseuchten Wasser.

Die Erde ist für andere eine Lehmhütte auf einem kleinen Acker, der nichts mehr hergibt.

Die Erde ist für wieder andere ein langer Arbeitstag unter unmenschlichen Bedingungen, mit einem Lohn, von dem man nicht leben aber auch nicht wirklich sterben kann.

Die Erde ist ein Platz für Unterernährung, Malaria, Cholera oder AIDS.

Die Missionare versuchen den Familien zu helfen, indem sie stabilere Häuser bauen, Brunnen bohren und Quellen fassen.

Einer dieser Missionare ist Br. Thomas Morus. Er ging nach seinem Landwirtschaftsstudium als Helfer für die Organisation Misereor für vier Jahre nach Tansania. Dort wohnte er bei den Benediktinern baute in Würzburgs Partnerdiözese Mbinga eine Farm auf. Die Arbeit vor Ort überzeugte ihn so sehr, dass er 1984 nach Münsterschwarzach ging und sein Noviziat machte. 1987 kehrte er als Br. Thomas mit sechs weiteren Mönchen zurück nach Peramiho und baute ein landwirtschaftliches Zentrum auf, in dem er die Einheimischen für den ökologischen Landbau in den Tropen ausbildete. Seit 2001 ist Br. Thomas Morus wieder in Deutschland und ist hier nun Verantwortlicher der Missionsprokura in Münsterschwarzach.

Die Natur leistet einen großen Beitrag dazu; Trockenheiten wie auch Überschwemmungen, Heuschreckenplagen wie Pilzkrankheiten helfen nicht wirklich der Arbeit und ein großes Improvisationstalent ist gefragt. Dennoch ist es wichtig, diese Menschen nicht alleine zu lassen, denn alleine gelassen werden die Schwachen noch schwächer, gerade in gesundheitlicher Hinsicht. Der medizinische Bereich hatte schon immer eine große Rolle bei den Missionsbenediktinern gespielt. D

Der Gründer Andreas P. Amrhein sah unter seinen Missionaren auch Ärzte vor. Deshalb gingen die Missionare daran, kleine Krankenstationen zu errichten und dort Wunden zu versorgen, Spritzen und Medikamente zu geben. Im Laufe der Zeit wurden daraus Krankenhäuser mit einem immer weiteren Einzugsgebiet und durch harte Arbeit konnten Seuchen eingedämmt, chronische Erkrankungen gemindert und die Kindersterblichkeit drastisch gesenkt werden. Heute gehören die Hospitäler von Peramiho und Ndanda zu den bestgeführtesten in Tansania. Dennoch reicht es nicht, nur die Menschen zu behandeln, die ins Krankenhaus kommen. Man muss zudem in die Dörfer gehen und dort Maßnahmen der Hygiene und Prophylaxe lehren. Ganz besonders wichtig ist die Beratung der Mütter, ihre Kinder gesund zu ernähren. Schließlich bedeuten die Kinder in Tansania die einzige und sicherste Altersversorgung. Bei der Hälfte aller Kinder, die in einem tansanischen Dorf sterben, sind Durchfall, Lungenentzündung, Unterernährung, Malaria und Keuchhusten die Todesursache.

Immer drängender ist die Aufklärungsarbeit über Aids, jedoch nicht mehr nur in den so genannten Ländern der „Dritten Welt“. Viel zu schnell kommen uns diese Worte über die Lippen, ein Inbegriff vor allem für die auf der südlichen Halbkugel liegenden Länder, die man gerne als „unterentwickelt“ oder „zurückgeblieben“ bezeichnet. Doch haben wir das Recht, Menschen mit einem solchen Attribut auszuzeichnen, „drittklassig“ zu sein? Eigentlich sollte im 21. Jahrhundert die Hautfarbe und Gesichtsform nur ein äußerliches Merkmal der Vielfalt sein, nicht doch ein Grund zur Diskriminierung von Rassen, Völkern und Kulturen.

Die Missions-Benediktiner sehen ihre Sendung darin, Vorurteile gegenüber anderen und Fremden zu überwinden und Spannungen abzubauen. Sie wollen Solidarität leben und somit soll das Bewusstsein wachsen, dass es nur EINE Welt gibt. Was auf dem einen Kontinent geschieht, betrifft immer deutlicher auch andere Teile der Welt. Keiner kann so leben, als gäbe es den anderen nicht oder als brauche er ihn nicht und brauche auf ihn keine Rücksicht zu nehmen. Wir sitzen alle in einem Boot. Dieses Bild zeigt deutlich, wie eng wir aufeinander angewiesen sind.

Allerdings muss man auch bedenken, dass die Arbeit, die Missionare und freiwillige Helfer in Ländern wie Tansania leisten, nicht ganz ungefährlich ist. Gerade durch die Armut ist die Kriminalität leider sehr hoch und oftmals sind Diebstähle und Ausgeraubt werden an der Tagesordnung und für die Menschen, die ihre Berufung darin sehen, anderen zu helfen, teilweise sehr riskant. Von daher verdienen diese Missionare einen großen Respekt, dass sie seit mehr als einem Jahrhundert „an der Front kämpfen“ und ihr Leben bereitwillig für diese harte Arbeit geben.

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