Der Alltag in Montessori und kein Tag ohne AIDS (26.08.08)

26. August 2008

Dienstag, der 26.08.08

Die letzten Tage war ich hier in Montessori beschäftigt, sämtliche Quittungsblöcke der letzten 3 Jahre durchzuarbeiten und die gesamten Eingänge zu verbuchen. Eine Arbeit, die trotz des Sitzen, sehr schweißtreibend war und mir bestimmt ein paar graue Haare bereitet hat.

Nebenbei gab es immer wieder Menschen, die hier her kamen und ihre verschiedenen Probleme erzählten und um Hilfe baten. Abgesehen davon, dass hier jeder nicht nur ein Problem hat, kostet es unendlich viel Geduld und – wie will ich es sagen – vielleicht Menschenkenntnis oder Intuition, da es natürlich immer einfach ist, bei Weißen auf die Tränendrüse zu drücken. Gut, meine 12 vorherigen Reisen tragen schon reichlich an Erfahrung bei und trotzdem gibt es immer wieder Geschichten, die einfach berühren, so wie auch heute Morgen:

Um 9 Uhr ging ich ins das Aids-Waisen-Projekt, da für heute geplant war, einige Homevisitings durchzuführen. Bevor es losging, war ich mit einer Angestellten, die ich inzwischen auch gut kenne, im Büro, um die einzelnen Kinder durch zu besprechen und die Tour zu planen.

Nachdem wir einige Kinder neu hinzugefügt hatten, erzählte sie mir kurz die Geschichte, so auch von Berta. Das Mädchen ist 12 Jahre und seit 7 Jahren ein Aids-Waisenkind. Sie kam dann zu der Großmutter, die sich um 6 weitere Kinder kümmert. Nun ist die Oma 71 und schwer krank, hat Herzprobleme und Diabetes und somit kamen die Kinder zu der Tante, die sich um Berta und die anderen Kinder sorgte. Nun erfuhr die Tante, dass sie nun auch Aids hat und weiß nun nicht mehr, wie sie den ganzen Kindern helfen soll…. – Ich hörte mir die Geschichte an und sah, wie M. gegenüber plötzlich Tränen in den Augen hatte. Sie fiel mir um den Hals und weinte heftig. Als ich sie genau ansah, nickte sie nur und meinte: Ja, ich bin die Tante…

Wir besuchten dann ihre 71 jährige Mutter, die in einem totalen Verschlag lebt, mit einem zerlöcherten T-Shirt vor mir sass und mich zahnlos anlachte und weitere Aids-Waisen.

Nun werde ich noch bis Freitag mittag mit der Planung unseres Festes beschäftigt sein. Wir wollen alle gesponserten Kids einladen zu einem Spiele-Nachmittag, so dass ich ein wenig Zeit mit ihnen verbringen kann. Außerdem versuchen wir meine Gwaabo (mein jahrelanges Patenkind, das 3 Stunden von Mwanza entfernt im Busch wohnt!) zu erreichen, so dass sie nach Mwanza kommen und ich vielleicht ein paar Tage mit ihr zusammen sein kann – und darauf freue ich mich riesig!

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